Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser

Erlebnisse eines Chormitglieds


Vielleicht war ich nicht die Einzige, die sich bei den Proben zu Mendelssohns anspruchsvollem Stück fragte, ob wir damit nicht überfordert wären. Konnten wir in einem Konzert diese oft polyphone Musik singen, bei der jede Stimme ohne den Rückhalt der andern Stimmgruppen der eigenen melodischen Linie unbeirrt folgen muss?

Das Probenwochenende mit dem Maschener Kirchenchor brachte den Durchbruch. Ich fühlte mich in der größeren Gruppe der Sänger und Sängerinnen ’aufgehoben’. Weiterhin war es notwendig, den Notentext sicher zu beherrschen und sich singend möglichst weit von den Noten zu lösen, um dem Dirigenten zu folgen. Aber nun kam es weniger auf die einzelne Stimme an, und damit gewannen wir an Sicherheit und an Selbstvertrauen. Zudem war es eine Freude, mit den ’Maschenern’ zu singen, die schon seit Jahren als Chor mit Pascal arbeiten und seine Art zu proben kennen.

Dann am Samstag, 13. Oktober, die Probe mit Orchester und am Sonntag der 42. Psalm in einem in Lesung und Predigt darauf abgestimmten Gottesdienst! Mit den uns tragenden Instrumenten und den Solisten erleben wir den Psalm in Mendelssohns Vertonung in einer bewegenden Intensität. Wir erleben den Ruf der Seele nach Gott, drängend gesungen von der Sopranistin Rosemarie Arzt, und die Antwort des Chores darauf „Was betrübst du dich, meine Seele?“ Der Dialog geht weiter. Auf den Vorwurf der Seele „Mein Gott, warum hast du meiner vergessen?“ antwortet fast schwebend ein Quartett von vier Männerstimmen: „Der Herr hat des Tages verheißen seine Güte“. Schließlich geht, vom Chor gesungen, noch eimal die Mahnung, ja Forderung an die weiterhin unruhige Seele: „Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken!“ und mündet in den Jubelruf: “Preis sei dem Herrn, dem Gott Israels, von nun an bis in Ewigkeit!“

Die Intensität, mit der ich, und sicher nicht nur ich, hörend und singend die Unruhe der Seele und die Zusage von Gottes Verheißung und von seiner Güte erlebe, ist vielleicht nur möglich, wenn man selbst beteiligt und zugleich Hörer ist. Was für eine Erfahrung, ja, welch ein Geschenk! Wir verdanken es Pascals Zutrauen zu uns, seiner guten Probenarbeit und dann seiner Leitung bei den Aufführungen im Gottesdienst und in Maschen, in denen er uns, die Solisten und das vielstimmige Instrumentalensemble souverän führte. Nun freuen wir uns auf das nächste Singen im Gottesdienst. .